Lübecks Kohlenhof-Pläne: Zustimmung und Kritik bei Priwallbewohnern

Proteste gegen die Bebauung des Kohlenhofs
Rückblick: Beach-Bay-Investor Sven Hollesen hatte vor, nach der Fertigstellung der Ferienanlage auch auf dem Kohlenhof-Areal zu bauen. Von einem Hotel mit 200 Zimmern an der Kohlenhofspitze war die Rede, zudem von sieben Villen mit 56 Wohnungen. Der Kaufpreis der Fläche: 2,36 Millionen Euro. Baurecht gab es allerdings nicht. Vorher musste ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Hollesen zahlte seit 2016 an die Stadt ein sogenanntes Reservierungsgeld von 120 000 Euro pro Jahr, das die Option beinhaltete, auf dem Kohlenhof bauen zu dürfen. Doch daraus wurde nichts. Es gab massive Proteste, unter anderem von Priwallbewohnern und Travemündern, die im Herbst 2020 eine fast 1000 Meter lange Menschenkette organisierten, mit der gegen die weitere Bebauung des Priwalls demonstriert wurde.
Immer wieder demonstrierte die BIN am Kohlenhof, hier im Juli 2021, gegen eine Bebauung der Flächen.
Areal zum Landschaftsschutzgebiet erklärt
Das Ziel der BIN (Bürger*innen-Initiative für Nachhaltigkeit Priwall und Travemünde) wurde erreicht: Eine Bebauung des Kohlenhofs war vom Tisch, große Bereiche des Areals wurden später zum Landschaftsschutzgebiet erklärt, eine Forderung der BIN, zu der sich Bürgermeister Jan Lindenau (SPD) lange bedeckt hielt.
BIN: Mehr Grün wertet das Gelände auf
Nun also die Pläne der Stadt für die Umgestaltung des Kohlenhofs. „Die geheimnisvolle Multifunktionsfläche nimmt Gestalt an. Nach vielen unbeantworteten Fragen wurde dem Bauausschuss jetzt eine Konzeptstudie vorgelegt. Man spürt bei diesem Entwurf die Handschrift beauftragter Baufirmen“, sagen BIN-Sprecher Jörg Lambrecht, Ulrike Westphal und Heinz Jürgen Riekhof. Mehr Grün und Bäume sogar auf und rund um den Fährplatz würden das Gelände stark aufwerten und helfen, die Lücke zwischen Küstenwald und Naturschutzgebiet Südlicher Priwall für die Natur überwindlicher zu machen. Die Idee, den Uferbereich mit Sitzstufenanlagen zu gestalten, werde sicherlich gut angenommen, wie etwa der Drehbrückenplatz in Lübeck.

Bewohnergemeinschaft fordert Beteiligung

Eckhard Erdmann, Vorsitzender der Gemeinschaft der Priwallbewohner, fordert eine Bürgerbeteiligung an den Kohlenhof-Plänen.

Eckhard Erdmann, Vorsitzender der Gemeinschaft der Priwallbewohner, fordert eine Bürgerbeteiligung an den Kohlenhof-Plänen.

Als weiteren Pluspunkt sieht die BIN, dass der Kohlenhof ein konsumfreier Raum werden soll. Das Konzept lade jedenfalls zur Diskussion für eine Planung ein. Eine Bürgerbeteiligung wünscht sich auch Eckhard Erdmann, Vorsitzender des Vereins Gemeinschaft der Priwallbewohner. „Die Umgestaltung des Fährvorplatzes muss mit den Priwallern diskutiert werden, und die Konzeptstudie sollte zeitnah auf einer Informationsveranstaltung auf dem Priwall vorgestellt werden“, fordert er. Teile von Vorschlägen zur Gestaltung des Kohlenhofs fänden sich in der Studie bereits wieder, die Vorhaltung eines mobilen Verkaufsstands jedoch habe leider keine Berücksichtigung gefunden.

Priwallbewohnerin Ryta von den Driesch hält Sport- und Freizeitflächen auf dem Kohlenhof für überflüssig.

Ryta von den Driesch, langjährige Priwallbewohnerin, hält Spiel-, Sport- und Freizeitflächen auf dem Kohlenhofgelände für überflüssig. „Das alles findet man nur hundert Meter weiter an der Beach Bay.“ Und sie kritisiert: „Wir haben lange dafür gekämpft, dass in dem Wäldchen auf dem Kohlenhof kein Kletterpark gebaut werde, und jetzt sollen daneben Flächen für Outdoorfitness und andere sportliche Aktivitäten entstehen.“