Priwallfähre: Kunden kritisieren Preiserhöhung

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Gerade einmal ein Jahr ist es her, dass die Preise für die Nutzung sowohl der Auto- als auch der Personenfähre erhöht wurden. Jetzt soll ein Einzelticket für Erwachsene 1.50 Euro (bisher 1,40 €).

Kinder zahlen einen Euro (bisher 90 Cent). Eine Überfahrt mit dem Auto kostet ab Januar 4,20 € (bisher 4,10 €) Mitfahrende Personen müssen extra zahlen. Deutlich teurer wird die Jahreskarte für Fahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen. Statt wie bisher 699 Euro müssen künftig 723 Euro berappt werden.

Von einer „guten Nachricht" spricht der Stadtverkehr hinsichtlich der Beförderungskosten für Elektrofahrzeuge, denn für diese müssen wie bisher nur 50 Prozent des jeweiligen Tarifs gezahlt werden. Beschlossen hat die Tariferhöhung der Aufsichtsrat der Stadtverkehr Lübeck GmbH.

„Löhne und Gehälter sowie Betriebskosten sind gestiegen und daher ist eine Anpassung notwendig“, sagt Stadtverkehr-Sprecherin Gerlinde Zielke.

„Diese Begründung ist absolut lächerlich. Damit lässt sich alles rechtfertigen ", sagen Brigitte Javazi und Jürgen Göttsch. Das Paar aus Hamburg besitzt auf dem Priwall ein Wochenendhaus, ist mit erstem Wohnsitz aber in Hamburg gemeldet. Deshalb müssen sie, anders als Priwallbewohner, für die Fähre bezahlen. Brigitte Javazi ärgert sich darüber, dass die kaputte Personenfähre „Priwall VI" immer noch nicht repariert wurde. Julia Zöllner betreibt im Rosenhof auf dem Priwall eine Fußpflegepraxis. Da sie in Travemünde wohnt, ist sie auf die Fähre angewiesen. „Die Dienstleistung ist immer schlechter geworden. Da kann man nicht einfach die Preise erhöhen", sagt sie. So werde häufig nur eine Fähre eingesetzt. „Da steht man und wartet manchmal fast eine Stunde. Wenn der Service besser wäre, sei eine Preiserhöhung vielleicht gerechtfertigt.

Yannick Simon absolviert auf der „Passat“ ein Freiwilliges Soziales Jahr und fährt jeden Tag von Kücknitz mit dem Bus nach Travemünde und anschließend mit der Fähre auf den Priwall. Seine Monatskarte, die noch 62 Euro kostet, muss er aus eigener Tasche bezahlen. Der 19 jährige, der aus Hessen kommt, schwärmt von einer Jahreskarte aus seinem Heimatbundesland. „Wenn man dort eine Jahreskarte für 365 Euro kauft, kann man bis auf den IC und ICE alle öffentlichen Verkehrsmittel jeden Tag nutzen, auch die Autofähren, die über den Rhein führen. Das kostet dann gerade einmal einen Euro pro Tag.

Oliver Spelling fährt häufig von Ratzeburg zum Angeln auf den Priwall. Da er den Weg über Mecklenburg nimmt, ist er nicht von der Fähre abhängig. Ein Anglerfreund aus Herrenburg, fährt schon lange nicht mit der Fähre, sondern über Selmsdorf und Dassow, obwohl der Weg weiter ist.

Eckhard Erdmann, Vorsitzender Gemeinschaft der Priwallwohner, stellt fest: „Die Halbwertzeit der jeweils gültigen Fährpreise beträgt häufig nur 24 Monate, dann kommt wie das Amen in der Kirche die nächste Erhöhung." Er hat ausgerechnet, dass sich der Preis für das Jahresticket für das Auto von 1990 bis 2021 um 1200 Prozent erhöht hast. Damals kostete eine Karte 120.00 Mark Mark, ab Januar 2021 dann 723.00 Euro. Als Skandal bezeichnet Erdmann, dass anders als Stadtverkehr, bei dem ein Minus durch die Mehreinnahmen der Stadtwerke ausgeglichen werde, die Kostendeckung bei den Fähren durch Preiserhöhungen erfolge. „Das ist eine Ungleichbehandlung der Nutzer“

Leider gebe es kaum politische Unterstützung bemängelt Erdmann weiter. Seit Jahren kämen Fährpreiserhöhungen nicht auf die Tagesordnungen von Ausschüssen und Bürgerschaft.

Die Bürgerschaft nimmt die Erhöhung nur zur Kenntnis.

Außer verbalen Beileidsbekundungen geschieht nur wenig. " Vergessen werden dürfen allerdings nicht, dass Leute mit dem erstem Wohnsitz auf dem Priwall als Fußgänger und Radfahrer die Fähre kostenlos nutzen dürfen.