Hafenbahnhof: Wiederholt sich hier das Strandbahnhof-Drama?

Wird der Tunnel zugeschüttet?
Dabei erzählte Rebecca Santos Costa von den aufwändigen Arbeiten, die der Denkmalschutz erforderlich macht. Etwa, wie einzelne Fliesen nachgefertigt werden mussten. Sie berichtete auch von einem absurd anmutenden Schriftverkehr mit der Bahn. Der ungenutzte, verwilderte Bahnsteig mit dem „Gerippe“ hätte ja gekauft oder gepachtet und für Photovoltaik genutzt werden sollen. Die Bahn hätte Santos Costa zufolge aber zunächst argumentiert, dass das zweite Gleis für einen Viertelstundentakt nach Travemünde gebraucht werde. Weiter hätte die Bahn argumentiert, dass die Unterführung ja zugeschüttet sei. Als sie mitgeteilt habe, die Unterführung sei noch offen, wären zwei Tage später zwei Mitarbeiter gekommen, um sie zuzuschütten. Was dann aber nicht passiert sei. Sie geht davon aus, dass die Unterführung noch geschlossen und bei Bedarf eine neue gebaut wird. Der „Tunnel“ ist für die Bahn ja nicht mehr nutzbar, da er direkt an ihr Grundstück grenzt.

Viele Ideen für eine Nutzung des Bahnhofsgebäudes
Interessenten und Ideen für das Gebäude soll es genug geben. Etwa für Yoga oder ein Sozialkaufhaus. Eine andere Idee ist, dass die schulfremden Nutzer im Gebäude der Stadtschule Travemünde (etwa das Ordnungsamt) in den Hafenbahnhof umziehen könnten. So würden wieder Räumlichkeiten für den Schulbetrieb frei.

Bahnhof wieder Kulturstätte?
Im Hafenbahnhof gab es in früheren Jahren bereits die „Kulturbühne“ mit wöchentlichen Veranstaltungen. Die Thematik hatte auch ein Bürger auf der Travemünder Stadteilkonferenz im Januar aufgegriffen: „Warum kauft die Stadt nicht den Hafenbahnhof und richtet dort eine Kulturstätte ein?“, schrieb er auf eines der Frage-Kärtchen. Schriftliche Antwort der Verwaltung: „Dies ist eher eine Frage für den Fachbereich Kultur (FB 4). Laut der LTM Lübeck hat sich der Bürgermeister (und früher auch die KWL, KBT und LTM) sehr wohl um den Ankauf des STRANDbahnhofes bemüht. Der HAFENbahnhof ist laut der LTM aber bereits an private Investoren verkauft.“ Danach war allerdings gar nicht gefragt worden. Schließlich hatte Bürgermeister Lindenau selbst auf der Konferenz die Verkaufsabsicht der Eigentümerin des Hafenbahnhofes bekannt gemacht (Wir berichteten).

Die „Travemünder Runde“
Die „Travemünder Runde“ entstand bei Gründung der Fraktion „Unabhängige Volt Partei“ (UVP). Damals stellte man fest, dass viele Mitglieder aus dem Seebad stammen. Die Runde möchte ein niederschwelliges, überparteiliches Angebot für alle sein. Jeder Interessierte ist willkommen. Die Treffen finden unregelmäßig statt. Bei den nächsten Zusammenkünften soll etwa Strandbahnhof-Eigentümer Ralph Kaerger-Thofern oder auch mal ein Vertreter von StattAuto eingeladen werden.

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Bahnhofs-Ankauf jetzt Thema in der Politik
Auf der Veranstaltung war auch die Sorge angesprochen worden, dass der fast fertig sanierte Hafenbahnhof nach einem Verkauf das gleiche Schicksal wie der Strandbahnhof erleiden könnte. Der Strandbahnhof war noch unter der Regie der Bahn mit viel Spendengeldern saniert und feierlich eröffnet worden. Danach verkam er aber erneut zusehends und wurde schließlich an Privat verkauft. Man möchte die für Travemünde bedeutenden Gebäude daher lieber in öffentlicher Hand sehen, so der Tenor der Runde. Die Fraktion „Unabhängige Volt-Partei“ (UVP) will das Thema Hafenbahnhof jetzt mit auf die Fraktionssitzungen nehmen.

Der Hafenbahnhof ist laut Eigentümerin fast fertig saniert und steht zum Verkauf. Gehört so ein Gebäude in öffentliche Hand? Darüber diskutiert jetzt die Politik. Fotos: Helge Normann

Der Hafenbahnhof ist laut Eigentümerin fast fertig saniert und steht zum Verkauf. Gehört so ein Gebäude in öffentliche Hand? Darüber diskutiert jetzt die Politik. Fotos: Helge Normann

Text-Nummer: 164158   Autor: Helge Normann   vom 13.02.2024 um 15.49 Uhr