Gestank an der Vorderreihe: Deswegen riecht es in Travemünde so übel

Matzen-Geschäftsführer Lars Matzen meint, den Grund für den üblen Geruch zu kennen. „Die Stadt hat seinerzeit für viele Millionen die Vorderreihe saniert, die Drainage aber so gelassen wie sie war“, sagt er. Das Grundwasser komme mit Sauerstoff in Berührung, was den Gestank zur Folge habe. „Das ist eine Beeinträchtigung für alle Beteiligten.“ Sein Unternehmen habe es mit Geruchsverschlüssen versucht, aber ohne Erfolg. Matzen: „Eine Lösung des Problems wäre, die gesamte Drainage der Vorderreihe zu erneuern.“

Armagan Uzun stinkt es: Besonders in den Toiletten des Eiscafés, die im Keller liegen, steigt bei Hochwasser der Trave ein übler Geruch nach oben. © Quelle: Thomas Krohn

Geruchsprobleme vor allem nach Hochwasser

Gleich nebenan im Eiscafé Cayade kommt der schlechte Geruch vor allem aus dem Keller. Nicht, weil sich dort die Gästetoiletten befinden, die sind stets gepflegt und sauber. „Wir haben das Problem vor allem bei Hochwasser, dann stinkt es wie nach verfaulten Eiern“, sagt Café-Betreiber Armagan Uzun. Elektrische Lüfter, die er in den Decken eingebaut hat, würden nur wenig helfen. Viktoria Wulf, Verkäuferin im Dekogeschäft Seaside 64, steigt der üble Geruch bereits am frühen Vormittag, wenn sie zu Arbeit kommt, in die Nase: „Es riecht auf der ganzen Straße und nervt einfach nur.“

„Das ist schon manchmal eklig“

Katja Teege verkauft Damenmode im Bekleidungsgeschäft Cassis direkt gegenüber dem Ostpreußenkai. „Im Sommer ist der Gestank von draußen besonders extrem. Das ist schon manchmal eklig“, sagt sie. Auch viele Kundinnen beschwerten sich immer wieder darüber. Eine Kundin aus Travemünde, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, weiß: „Das ist schon seit Jahrzehnten so.“ Neulich habe sie ein Restaurant in der Vorderreihe besucht. „Dort hat es widerlich gestunken, und es war nicht das Essen.“

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Vorderreihe ist auf Muschelbänken gebaut

Der üble Gestank in Travemündes Vorderreihe ist nun auch Thema im Werkausschuss gewesen, da sich eine Reihe von Anwohnern aus Travemünde über die Geruchsbelästigung beschwert haben. Ausschussvorsitzender Frank Zahn weist darauf hin, dass nicht die Entsorgungsbetriebe Lübeck (EBL) für den Gestank verantwortlich seien. Es läge vielmehr daran, dass die Vorderreihe auf Muschbänken gebaut seien. „Die sind es, die da so riechen“, sagt Zahn.

Ein Experte der EBL sagt zunächst, dass der Gestank nicht neu, sondern schon seit 20 Jahren Thema ist. „Drainagewasser, was für viele Gebäude dort extrem wichtig ist, weil sie ja praktisch im Wasser stehen, ist genau das Wasser, das die Geruchsfracht enthält. Denn es kommt tatsächlich aus dem Untergrund und da entstehen Fäulnisprozesse“, sagt der Experte. „Man kennt das vielleicht, wenn man am Strand mal ein bisschen gräbt, dann müffelt es auch schnell.“

„Werden das Problem nie ganz in den Griff bekommen“

Weiterhin stammt der Geruch laut dem EBL-Experten überwiegend aus dem Regenwasserkanal und nicht, wie man vermuten könnte, aus dem Schmutzwasserkanal. Abhilfe könnte man schaffen, wenn man das Abwassersystem komplett dicht machen würde, so der Experte. Das sei aber keine gute Idee, weil man eine Belüftung brauche.

„Wir haben aber schon eine ganze Menge gemacht und in kritischen Bereichen Geruchsfilter eingebaut und erneuert“, sagt der Experte, aber: „Wir werden das Problem nie ganz in den Griff bekommen.“