Senator will besseren Hochwasserschutz für Lübeck und Travemünde

Hinsen plant daher neue Maßnahmen zur Verbesserung des Hochwasserschutzes. Details dazu gab er allerdings noch nicht bekannt. „Aktuell werden die Gefährdung und Risiken durch Hochwasser in Travemünde und auf dem Priwall noch eingehend analysiert“, sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel auf LN-Nachfrage. Erst auf Basis dieser Daten könnten konkrete Schutzmaßnahmen ermittelt und geprüft werden. Insofern seien zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Aussagen möglich. Laut Hinsen sind im Mai jedoch zwei Informationsveranstaltungen zur Thematik Hochwasserschutz geplant.

Lübeck und Travemünde zuletzt glimpflich davongekommen
Rückblick: Beim bisher letzten Hochwasser Anfang dieses Jahres ist die Hansestadt noch einigermaßen glimpflich davongekommen. Anwohner in den gefährdeten Gebieten an der Obertrave machten die Schotten an ihren Häusern dicht. Die meisten von ihnen nahmen das Naturereignis jedoch gelassen. Am Travemünder Fischereihafen stapelten die Gastronomen Sandsäcke vor den Türen ihrer Restaurants und schlossen die Küchen. Bei der Sturmflut am 19. und 20. Oktober 2023 hingegen war es wesentlich schlimmer, vor allem im lübschen Seebad. Denn es kamen noch ein Orkan, der über die Ostseeküste fegte, und ein Starkregen dazu.

Fast ein gewohntes Bild – der Jachthafen Sonnenbrücke am Fischereihafen beim Hochwasser Anfang Januar 2024.

Fast ein gewohntes Bild – der Jachthafen Sonnenbrücke am Fischereihafen beim Hochwasser Anfang Januar 2024.
 

Der Hauptstrand von Travemünde war komplett überflutet. Der am Piratenspielplatz gelegene, vor allem in den Sommermonaten gut besuchte Beach Club „Lighthouse Lounge“, lag in Trümmern. Und auf dem Priwall schwappte das Wasser bis zum Dünenrand. Wegen der Fluten wurden sowohl in Lübeck als auch in Travemünde zahlreiche Straßen gesperrt; ein Durchkommen für Kraftfahrzeuge war nicht mehr möglich. Die Personenfähre, die normalerweise zwischen Travemünde und dem Priwall pendelt, musste zwischenzeitlich ihren Betrieb einstellen.

Als Grund für das extreme Hochwasser nannte eine Sprecherin des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) die ungewöhnlich stark anhaltende Starkwindlage. Das Wasser von der Nordsee sei in die Ostsee getrieben worden, und das Ostseewasser habe nicht wie gewöhnlich in die Nordsee abfließen können.

Der Priwall ist besonders gefährdet
Der Priwall ist laut Innensenator Hinsen vom Hochwasser besonders gefährdet. „Wir werden dort eine Extra-Veranstaltung machen, weil auf dem Priwall Besonderheiten bestehen“, kündigte er an. Und: „Wenn das Wasser bei einer Sturmflut einen halben Meter höher steht, haben wir Zustände wie in Eckernförde.“ Dort stand das Wasser im vorigen Oktober mit am höchsten in Schleswig-Holstein. Auf der Halbinsel ist der Hochwasserschutz bereits seit vielen Jahren ein Thema. Auf der Homepage der Freiwilligen Feuerwehr Priwall gibt es anklicken- Informationen zu dem Problem und zu Verhaltensweisen im Notfall.
Im Sommer 2021 wurden die überfluteten Straßen auf dem Priwall zur Herausforderung für Ausflügler mit dem Drahtesel.

Im Sommer 2021 wurden die überfluteten Straßen auf dem Priwall zur Herausforderung für Ausflügler mit dem Drahtesel. Quelle: Thomas Krohn

Der Verein Gemeinschaft der Priwallbewohner hat den Hochwasserschutz immer wieder in öffentlichen Veranstaltungen thematisiert.anklicken- Anfang 2019, als der Priwall wegen eines extremen Hochwassers zur Insel wurde, wurde Hinsen von mehreren politischen Seiten attackiert. Der Priwallverein kritisierte, dass im Zusammenhang mit dem Verkehrskonzept keine Schutzmaßnahmen für den Priwall vorgesehen seien. Die Hansestadt Lübeck hatte sich damals nicht für zuständig erklärt, das Land sah für den Priwall nur ein geringes Hochwasserrisiko.

 

2015 erklärten die städtischen Behörden auf eine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Carl Howe (GAL), dass weder die Ferienanlage Waterfront (später: Beach Bay) noch die Siedlung der Wochenendhausbesitzer durch Hochwasser gefährdet seien. Alle anderen Bewohner könnten sich im Katastrophenfall im neuen Hafenmeisterhaus versammeln, das nicht vom Hochwasser bedroht sei.

LN