Im Fährhaus auf dem Priwall heißt es bald Moin’sen

 

Lokal auf dem Priwall hat Kultstatus
„Wir haben immer gesagt, dem Priwall fehlt etwas. Nicht nach dem Essen Platz machen müssen für andere Gäste, sondern auch länger verweilen dürfen, so wie ich mir selbst einen Besuch im Lokal vorstelle.“ Das sagt Ilka Klein (23), die neue Chefin des Restaurants Moin’sen. Die Dortmunderin, die trotz ihres jungen Alters bereits viele Jahre Erfahrung im gastronomischen Bereich gesammelt hat, übernimmt die ehemalige Gaststätte Pesel, ein Lokal mit Kultstatus am Anleger der Autofähren auf dem Priwall. Mehrere Jahre war das sowohl bei Einheimischen als auch bei Urlaubern beliebte Restaurant geschlossen.

Seit Anfang Dezember ist vor dem Restaurant Moin’sen eine Bude aufgestellt, in der Glühwein ausgeschenkt wird.

Seit Anfang Dezember ist vor dem Restaurant Moin’sen eine Bude aufgestellt, in der Glühwein ausgeschenkt wird. © Quelle: Thomas Krohn

 

Neues Lokal auf dem Priwall: Hohe sechsstellige Summe investiert
Die Jung-Gastronomin hat in die Sanierung und Einrichtung eine höhere sechsstellige Summe investiert. Das alte, in die Jahre gekommene Mobiliar, wurde vollständig durch neues ersetzt, ebenso wie die Sanitäreinrichtungen und die Küche. Einige Einrichtungsgegenstände fehlen noch, aber die 75 Quadratmeter große Fläche des Gastraums ist nahezu komplett. Ein neuer Tresen, insgesamt 50 Plätze im Innenbereich, dazu noch einmal 50 Sitzgelegenheiten auf der Außenterrasse mit einer Fischbrötchenbude – Platz genug, um im Moin’sen Speisen und Getränke zu genießen. Ein Highlight: Wer die erhöhten Sitzpositionen im Gastraum ergattert, hat von dort den besten Blick auf die Trave und die vorbeifahrenden Schiffe.

Das Restaurant „Zum Fährhaus" auf dem Travemünder Priwall, fotografiert am 30. Juli 1968. Damals hatte das Gebäude noch kein Spitzdach.

Das Restaurant „Zum Fährhaus" auf dem Travemünder Priwall, fotografiert am 30. Juli 1968. Damals hatte das Gebäude noch kein Spitzdach.  © Quelle: privat

 

Die Speisekarte ist klein, aber fein, hat fünf bis zehn Gerichte im Angebot und soll vor allem Feinschmecker ansprechen, die bürgerliche Küche bevorzugen. Gulasch mit hausgemachten Spätzle, Rouladen mit Rotkohl und Klößen, Schnitzel mit Bratkartoffeln – das dürfte dieser Klientel gefallen. Selbstverständlich wird es auch Fischgerichte geben, zudem jeden Tag mehrere selbstgebackene Kuchen, und auch ein Mittagstisch ist vorgesehen. Wer dazu ein Gezapftes trinken möchte, hat die Wahl zwischen vier Bieren vom Fass, von denen eines monatlich wechselt. Rebensaftliebhaber können aus den hauseigenen Weinen, die von einem befreundeten Winzer aus Rheinland-Pfalz produziert werden, wählen. Auch internationale Rebensäfte werden kredenzt, ebenso wie Longdrinks und Cocktails.

Neues Lokal Moin’sen: Eröffnung voraussichtlich im Januar
Voraussichtlich im Januar 2024 wird das Moin’sen eröffnet, der genaue Termin steht noch nicht fest. Unterstützung erhält Ilka Klein von ihrer Familie, die sich vor allem bei der Renovierung des Lokals engagiert hat. Ein mehrköpfiges Team, darunter ein erfahrener Koch, stehen zum Start des Restaurants im Januar bereit. Und warum heißt das Lokal Moin’sen, denn der norddeutsche Gruß wird normalerweise in einem Wort geschrieben und nicht mit einem Apostroph getrennt. „‘Moin‘ heißt hallo und ‚sen‘ heißt zusammen, also heißt Moin’sen hallo zusammen“, sagt Ilka Klein. Gut erklärt, das ist dann das Alleinstellungsmerkmal des neuen Restaurants an der Fähre.

Das Schild hängt schon: „Moin’sen im Fährhaus“.

Das Schild hängt schon: „Moin’sen im Fährhaus“. © Quelle: Thomas Krohn

 
Haus an der Trave mit langer Tradition
Das Haus an den Autofähren hat eine lange Tradition. Eigentümer Uwe Grüntjes (67), der mit seiner Lebensgefährtin Margret seit 16 Jahren in dem Gebäude wohnt, weiß darüber viel zu erzählen: „Mein längst verstorbener Onkel Hermann Denker, verheiratet mit einer Schwester meiner Mutter, ehemals Bierkutscher, später Gastwirt, betrieb Ende der 1950er-Jahre auf dem Priwall die Gaststätte Zum Fährhaus an den Fähranlegern.“ Als in den frühen 1960er-Jahren die Traveverbreiterung und im Zusammenhang damit ein zweiter Anleger gebaut wurde, musste die Gaststätte weichen. Die Stadt Lübeck bot daraufhin Hermann Denker das Grundstück, auf dem sich das jetzige Lokal befindet, an. Für die abgerissene alte Gaststätte erhielt er eine Entschädigung, von der er das jetzige Haus in seiner ursprünglichen Form, mit Flachdach, erbaute. Das war etwa 1962/1963.

Viele Jahre auch Pensionsbetrieb
In der ersten Etage des Hauses, das als Gaststätte betrieben wurde, befanden sich damals mehrere Gästezimmer für einen Pensionsbetrieb, um den sich die Tante von Uwe Grüntjes kümmerte. Etwa zehn Jahre später wurde es Hermann Denker zu viel, und er verpachtete das Lokal. Fünf Jahre danach wurde der Pensionsbetrieb eingestellt. Nur noch enge Freunde und Bekannte fanden in den Räumen Unterschlupf. Nach dem Tod von Hermann Denker und dessen Ehefrau ging das Gebäude auf eine Erbengemeinschaft über. Ab 1989 wurde das Haus um eine zusätzliche Etage und das jetzige Giebeldach ausgebaut. Seit dreieinhalb Jahren ist Uwe Grüntjes Alleineigentümer. Nach seiner Schätzung haben in all den Jahren insgesamt etwa sechs bis sieben Pächter die Gaststätte betrieben. „Wir freuen uns, dass es nach jahrelangem Stillstand jetzt wieder weiter geht. Wie wir aus vielen Gesprächen erfuhren, wurde das Lokal schmerzlich vermisst“, sagt er.
LN