Travehusen in Travemünde? Umstrittener Name für neue Siedlung in Teutendorf

  

Laut Tagesordnung sollte in der Sitzung im Gesellschaftshaus eigentlich das Bauprojekt vorgestellt werden. Doch dazu kam es erst später. Ortsratsvorsitzender Thomas Thalau (CDU) gab gleich anfangs zu bedenken: „Der Name Travehusen wird in Travemünde kritisch gesehen, wir sind damit sehr unglücklich.“ Klaudia Kohlfaerber (SPD) stellte fest: „Husen sind Siedlungskerne, die den Ursprung markieren.“ In Travemünde gebe es bereits eine Bevölkerung mit langer Tradition, der Begriff Travehusen würde dies ignorieren. Aus den Besucherreihen wurde gefragt, warum nicht die ursprüngliche Bezeichnung „Neue Teutendorfer Siedlung“, die für das Bauvorhaben von Anfang bekannt war, auch als Name genommen wurde.

Was bedeutet Husen?

Husen ist ein niederdeutsches Ortsnamengrundwort für Siedlungen und hat die ursprüngliche Bedeutung „mit Häusern bebaut“. In Schleswig-Holstein haben acht überwiegend kleine Gemeinden „husen“ in ihren Namen. In Lübeck gibt es ein Waldhusen und ein Falkenhusen. Es handelt sich dabei jedoch weder um Stadtteile oder -bezirke, auch nicht um Wohngebiete, sondern um Forstreviere. Falkenhusen liegt im Süden Lübecks und erstreckt sich bis Nordwestmecklenburg. Waldhusen liegt im Norden der Hansestadt und zum Teil in Ostholstein. Travehusen steht als Projektname für ein geplantes Wohngebiet im Stadtbezirk Teutendorf, der zu Lübecks Stadtteil Travemünde gehört.

Kein Schild mit dem Namen Travehusen
BPD-Projektentwicklerin Petra Wedemann erklärte die Wahl des Namens. „Husen ist das plattdeutsche Wort für Wohnen.“ Travehusen sei eine Hommage an Travemünde sowie an die norddeutsche Lebensart und Sprache. Sie werde aber die Anregung „mitnehmen“. Bei zwei Gegenstimmen wurde beschlossen: „Der Ortsrat spricht sich gegen die Bezeichnung Travehusen für das neue Wohnquartier in Teutendorf aus.“ Die stellvertretende Ortsratsvorsitzende Kohlfaerber betonte, dass es bei dem Streit um den Namen nicht um das Bauprojekt gehe. Am Rande der Sitzung erläuterte BPD-Projektentwicklerin Sarah Wiegel, dass Travehusen lediglich ein Projektname sei, der letztlich nirgendwo auf einem Schild an oder in der neuen Siedlung stehen werde.
  Das wird es nicht geben - ein Ortsschild mit dem Namen Travehusen.

Das wird es nicht geben - ein Ortsschild mit dem Namen Travehusen. © Quelle: Thomas Krohn

Zertifizierung für nachhaltiges Bauen
Auf der etwa 27 Hektar großen Fläche in Teutendorf, die bisher landwirtschaftlich genutzt wurde, entstehen 600 Wohneinheiten mit einer gesamten Wohnfläche von 57 000 Quadratmetern. Auf 40 Grundstücken dürfen Einzelhäuser errichtet werden. BPD baut zudem 80 Doppelhaushälften, 160 Reihenhäuser, 100 geförderte Wohnungen, 30 frei finanzierte Wohnungen sowie 130 Eigentumswohnungen. Dabei legt das Unternehmen Wert auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Es hat bereits eine Zertifizierung der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen erhalten.
 
Viel Grün in der neuen Siedlung
Der Fluss Moorbek, der entlang der Siedlung verläuft, wird renaturiert. Viel Grün soll es auch in der neuen Siedlung geben. „Wir planen großzügige Grünanlagen für Freizeit und Erholung“, sagte Petra Wedemann. Die Energieversorgung werde mit regenerativer Energie über ein Nahwärmenetz erfolgen. In Sachen Mobilität soll es eine neue Buslinie geben, die zum Wohnquartier führt, zudem seien unter anderem ein Carsharing sowie Sharing von Lastenfahrrädern geplant. Dass die Häuser und Wohnungen als Feriendomizile genutzt oder vermietet werden könnten, sei nicht möglich: „Jeder, der in der Siedlung einzieht, muss dort seinen ersten Wohnsitz haben und dort auch selbst wohnen.“
Das Areal des neuen Wohnquartiers in Teutendorf wurde traditionell landwirtschaftlich genutzt.
Das Areal des neuen Wohnquartiers in Teutendorf wurde traditionell landwirtschaftlich genutzt.
 
Teutendorf: Erschließung ist bereits gestartet
Und wann geht es los mit den Bautätigkeiten in Teutendorf? Im Juli wurden die ersten provisorischen Baustraßen eingerichtet, im Herbst 2024 soll der Start der Hochbaumaßnahmen erfolgen, und die komplette Erschließung soll 2025 fertig sein. „Die ersten Häuser werden voraussichtlich Ende 2025 oder Anfang 2026 bezugsfertig sein“, kündigt Petra Wedemann an. Wegen der Entwicklung auf dem Bausektor und der Kosten für Finanzierung werde das gesamte Projekt erst 2032 komplett abgeschlossen sein.
 
Travemünder Baupolitiker wollen keinen Kotenberg
Kleiner Nachtrag zum Namens-Streit: Kontroverse Diskussionen über Namen im Zusammenhang mit der neuen Siedlung in Teutendorf gab es bereits in der Sitzung des Bauausschusses Anfang Februar 2023. Damals ging es um die Bezeichnung der Straßen. Von den zehn Vorschlägen der Bauverwaltung fielen bei der Politik drei durch: Kotenberg, Mönchswiese und Fußsteigkoppel. Akzeptiert wurden dagegen Blauentorn, Lütten Langsegen, Großer Langsegen, Langsegenwiese, Moorbekstraße, Am Wasserlauf und Hohen Ellersberg.

Die Verwaltung hatte ihre Vorschläge damit begründet, dass alte Flurstücks- und Gemarkungsbezeichnungen bei der Benennung der neuen Straßen berücksichtigt werden sollten, um sie als Kulturgut zu erhalten. Doch insbesondere mit einer Straße namens Kotenberg wollte sich der Ausschuss nicht anfreunden.
LN