Travemünde nach der Sturmflut: Beach Club „Lighthouse Lounge“ liegt in Trümmern

 

Gehässige Kommentare in sozialen Netzwerken
Der Beach Club „Lighthouse Lounge nahe der Nordermole ist deutlich am meisten in Mitleidenschaft gezogen worden, um nicht zu sagen: Er ist völlig zerstört. Couches, Sessel, Strandkörbe, Tische und Bänke – fast das gesamte Mobiliar der beliebten Location liegt in Trümmern. Spaziergänger bleiben stehen und zücken ihre Handykameras. „Wir haben einen wirtschaftlichen und effektiven Totalschaden, der in die Hunderttausende gehen wird“, sagt Carl Sauvant (38), einer von fünf Betreibern des Clubs.

Der Hundebadesteg kurz vor Beginn des Brodtener Ufers ist beschädigt, das Gitter stark verbogen.

Der Hundebadesteg kurz vor Beginn des Brodtener Ufers ist beschädigt, das Gitter stark verbogen.  © Quelle: Thomas Krohn

Teilweise gehässigen Kommentaren in sozialen Netzwerken, die Betreiber hätten selbst Schuld, die Lighthouse Lounge hätte rechtzeitig abgebaut beziehungsweise gesichert werden können, tritt er entgegen: „Wir hatten die ersten Informationen von einer Sturmflut erst am Donnerstag.“ Nach den Prognosen hätte es wie in den Jahren 2017 und 2019 ausgesehen, als das Wasser zwar bis zum Beach Club schwappte, aber kaum Schäden angerichtet habe.

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Versicherung schickt einen Gutachter
Deshalb habe das Team am Donnerstagabend lediglich die Technik und einige Elemente gesichert. Von der Stadt und der Feuerwehr hätten sie erst dann erfahren, dass es wohl schlimmer werden könnte. Da sei es zu spät gewesen. Sauvant: „Die Elemente sind tonnenschwer und können nicht innerhalb von ein oder zwei Tagen einfach abgebaut werden.“ Gleich am Sonnabend nach der Sturmflut, als das Wasser noch auf Kniehöhe stand, hätten sie die Trümmer zusammengefahren, damit die herumschwimmenden Teile nicht noch woanders etwas beschädigen würden.

Bereits am Freitagmittag hatten die Wassermassen den Beach Club „Lighthouse Lounge“ am Travemünder Hauptstrand erreicht.

Bereits am Freitagmittag hatten die Wassermassen den Beach Club „Lighthouse Lounge“ am Travemünder Hauptstrand erreicht. © Quelle: Thomas Krohn

Das zerstörte Mobiliar könne zurzeit noch nicht entsorgt werden, weil die Versicherung noch einen Gutachter schicken wolle. Wenn das Ergebnis feststeht und es ein Versicherungsfall wird, werde sich entscheiden, ob der Beach Club wieder aufgebaut wird. Carl Sauvant: „Wir sagen, jetzt erst recht, wir wollen weitermachen.“

Lübecker Yacht-Club glimpflich davongekommen
Glimpflicher bei der Sturmflut davongekommen ist der Lübecker Yacht-Club (LYC), der sein Domizil neben dem Möwensteinparkplatz hat. Obwohl das Wasser bis an und in die denkmalgeschützten Umkleiden der früheren Badeanstalt schwappte, sind keine größeren Schäden entstanden. „Die Feuerwehr hat uns gerettet, indem sie Pumpen legte, damit die Gebäude nicht noch mehr Schaden nehmen“, sagt Clubmitglied Harry Schmeink (60). Drei Boote hätten sich durch die starken Windböen auf dem Gelände losgerissen, sie seien aber kaum beschädigt worden. Der Skipper: „Wenn der Wind nur mit 15 Grad mehr aus dem Norden gekommen wäre, hätte es schlimmer werden können.“ Sonnabend und Sonntag wurde auf dem Gelände aufgeräumt.

Harry Schmeink vom Lübecker Yacht-Club zeigt, wie hoch das Wasser an den denkmalgeschützten Umkleiden der früheren Badeanstalt stand.

Harry Schmeink vom Lübecker Yacht-Club zeigt, wie hoch das Wasser an den denkmalgeschützten Umkleiden der früheren Badeanstalt stand.  © Quelle: Thomas Krohn

Säuberung der Strände ist aufwendig
Bei den Aufräumarbeiten am Strand hätten die Wiederherstellung der Verkehrssicherheit in den öffentlichen Bereichen wie Wege und Grünanlagen oberste Priorität, sagt Stadtsprecherin Nicole Dorel. Die einzelnen Sachschäden würden begutachtet und aufgenommen. Nach bisherigem Erkenntnisstand seien keine größeren Schäden an den Promenaden und Strandeinrichtungen zu verzeichnen. In der Summe seien es viele kleine Sachschäden, etwa an Geländern, Bohlen und Strandübergängen. Den größten Aufwand bilde die Säuberung der Strände. Neben großen Mengen an Seegras seien auch viele Treibsel, darunter Baumstämme und Stegreste angespült worden. Der Strandsand sei durch starke Strömung zum Teil weggespült worden
 
Betrieb ging am Wochenende weiter
Im Fischereihafen stand das Wasser im Verkaufsraum des Kiosks Königs Fischbrötchen etwa 40 Zentimeter hoch. Inhaberin Petra König: „Wir hatten vorher alles hochgestellt, nur zwei Steckdosen und ein Kühlschrank sind kaputtgegangen.“ Am Sonnabend wurde mit einem Nasssauger und einem Bautrockner alles gesäubert und trockengelegt, und am Sonntag gab es wieder ofenfrische Fischbrötchen.

Am Wanderweg oberhalb des Brodtener Ufers sind zwei Bäume umgeknickt. Schäden an der Kliffkante gibt es nicht, die Wege sind alle begehbar.

Am Wanderweg oberhalb des Brodtener Ufers sind zwei Bäume umgeknickt. Schäden an der Kliffkante gibt es nicht, die Wege sind alle begehbar.  © Quelle: Thomas Krohn

Auch im Kletterpark am Kalvarienberg ging der Betrieb am Wochenende weiter. Betreiber Tillmann Liden: „Da unsere Anlage ziemlich geschützt liegt, sind nur ein paar Äste abgebrochen.“ Am Tag vor der Sturmflut war der Kletterpark noch einer ausgiebigen Inspektion unterzogen worden. Am Brodtener Ufer gab es keine nennenswerten Abbrüche, alle Wanderwege sind begehbar, und das Haus „Seeblick“ steht noch. Lediglich auf einem Weg oberhalb der Steilküste knickten zwei Bäume um.

Personenfähre fällt auf unbestimmte Zeit aus
Die Personenfähre, die zwischen dem Priwall und Travemünde pendelt, fällt für unbestimmte Zeit aus. Laut Stadtwerke-Sprecher Lars Hertrampf sind von der Sturmflut beide Anleger beschädigt worden. Das Ausmaß des Schadens soll durch Taucher und Statiker ermittelt werden. Erst danach könne gesagt werden, wie lange eine Reparatur dauern wird.
LN