So soll die neue Priwallfähre aussehen

„Die Fähre kann in der ersten Phase mehr als 50Prozent vollelektrisch betrieben werden. Ingo Schillinger Business und Unit Manager

     Die Konstruktionsphase ist fast beendet, die Fertigung soll im Mai starten. Das Schiff ist als sogenannte Doppelendfähre geplant, was heißt, dass Bug und Heck symmetrisch gebaut sind und die Fähre in beide Fahrtrichtungen gleich gut manövrierfähig ist. Soweit eigentlich noch nichts Spektakuläres, denn das gibt es bei den seit vielen Jahren zwischen Travemünde und dem Priwall eingesetzten Autofähren „Pötenitz“ und „Travemünde“ auch. Die neue Fähre aber bietet noch mehr, nämlich ein Schiff, das mit minimalem Aufwand auf einen komplett emissionsfreien Antrieb umgestellt werden kann.

Neubauprojekt mit vollelektrischem Antrieb

 „Mit der Priwallfähre realisieren wir zum zweiten Mal für die Binnenschifffahrt ein Neubauprojekt mit vollelektrischem Antrieb, das dafür ausgelegt ist, außer Fahrgästen auch Fahrzeuge zu transportieren“, sagt Thomas Kühmstedt,

Technischer Direktor bei Ostseestaal und Geschäftsführer von Ampereship. Es handele sich um ein sehr komplexes und anspruchsvolles Schiffbauprojekt: „Es werden bewusst unterschiedliche Optionen wie Wasserstoff und Batterievollelektrik offengehalten.“ Derzeit fehle es am Einsatzort noch an der notwendigen Infrastruktur, dass das Schiff einen Dieselgenerator benötige, um seine Reichweite zu verlängern. Dennoch werde die Fähre bereits in der ersten Phase täglich mehr als 50 Prozent vollelektrisch und in diesem Zeitraum komplett emissionsfrei betrieben werden können, betont Ingo Schillinger, verantwortlicher Business Unit Manager.

Name für die neue Fähre steht noch nicht fest

 Die neue Priwallfähre, für die laut Stadtverkehr ein Name noch nicht feststeht, wird 37 Meter lang und 13,50 Meter breit sein. Sie kann bis zu 300 Fahrgäste mitnehmen, dazu 15 Fahrräder sowie 18 Pkw oder zwölf Pkw plus zwei Lkw bis je 45 Tonnen Gesamtgewicht. Die Dienstgeschwindigkeit beträgt sechs km/h, die Höchstgeschwindigkeit 14 km/h. Anfangs wurden die Kosten für die Fähre auf 4,2 Millionen Euro geschätzt, nach Angabe des Lübecker Stadtverkehrs werden sie jetzt bei fünf Millionen Euro liegen. Wenn Land und Bund sich nicht an den Kosten beteiligen, muss der Stadtverkehr alles übernehmen.

Neue Leistungs- und Größendimension

Die Stralsunder Werft hat in Sachen E-Fähren reichlich Erfahrung: Ostseestaal und Ampereship haben im Verbund bisher zwölf Elektro-Solarschiffe konstruiert und gebaut. Im vorigen Jahr wurden die Usedom-Fähre „Antonia von Kamp“ und die Rostocker Fähre „Warnowstromer“, die im Stadthafen betrieben wird, ausgeliefert. Zurzeit stehen weitere Neubauten im Auftragsbuch der Werft. Drei Fahrgastschiffe etwa sind für die Schweiz bestimmt, und die Reederei Bodensee-Schiffsbetriebe in Konstanz hat ein Elektro-Solar-Fahrgastschiff für 300 Personen bestellt, sich dazu eine Option für ein zweites Schiff gesichert. „Dabei handelt es sich wie bei der Elektro-Autofähre für die Trave um eine neue Leistungs- und Größendimension“, sagt Schillinger.