Krawall auf dem Priwall: Anwohner klagen über Berufsschüler

   Vor allem von Schülerinnen erhalte sie Beschimpfungen. „Ich habe eigentlich eine große Klappe“. Doch irgendwann sage man lieber gar nichts mehr.

   Anwohner zeichnen ein düsteres Bild vom Priwall. In vielen Nächten würden nahezu anarchische Zustände herrschen. Seitenspiegel würden abgetreten, am helllichten Tag konsumieren Jugendliche Alkohol und Joints. Nachts fänden Autorennen statt.

   „Es ist wirklich ein Graus, was hier abgeht", sagt Michael Pütz. Der Anwohner beklagt große Mengen im Naturschutzgebiet, Glassplitter, die nicht zuletzt für die Hunde eine große Gefahr darstellen.Am meisten zehre jedoch die nächtliche Ruhestörung an seinen Nerven.

   Woher diese „Krawallbrüder " kommen? Daran hat Pütz, wie auch Ollenschläger, keinen Zweifel: „Die kommen definitiv und nachweislich von der Berufsschule. Gemeint ist die Berufsbildungsstätte Travemünde (BBT). Schulleiter Thomas Baehr bestreitet die Vorwürfe. „Wenn hier irgendwo auf dem Priwall Müll liegt, dann heißt das noch lange nicht, dass das unsere Schüler waren. "

Chaos auf dem Priwall: Das sagt die Polizei

Nach Aussage der Polizeisprecherin Claudia Struck werden Einsätze auf dem Priwall meist von der Polizeistation Travemünde wahrgenommen". ln den meisten Fällen seien die Beamten aufgrund `von Ruhestörungen oder Sachbeschädigungen ausgerückt. Die Einsatzbelastung sei stark saisonal abhängig. Besonderheiten in Bezug auf das Verhalten der Schüler von BBT und SHS ließen sich „aus polizeilicher Sicht nicht erkennen.

Zu den Beweisfotos, von denen Michael Pütz spricht, könne er nichts sagen: „ich habe ihn gebeten, er soll sie mir rüberreichen, was er aus Datenschutzgründen nicht tun will. Da fasse ich mir doch an den Kopf.

   Allerdings schließt Baehr keinesfalls aus, dass es sich um Schüler der BBT handeln könnte. Sie werden meistens in drei- bis vierwöchigen Blockeinheiten unterrichtet und wohnen dann im dortigen Internat. Teilweise sind sie sogar nur wenige Tage da.

„Wer hier herzieht, weiß doch, dass es die BBT gibt! „ Die Anwohner, die auf dem Priwall kommen und sich am Verhalten der Schüler stören, vergleicht er mit Menschen, die an einen Flughafen ziehen, um, sich anschließend über den Fluglärm zu beschweren.,

   Wie sehen es die Priwaller, die schon immer dort wohnten? Ein Anwohner, der nicht namentlich -genannt werden möchte, sagt: „Heute wird überall hingepinkelt, man wird mehrmals die Nacht wach, wenn die Schüler grölend und betrunken durch die Straßen ziehen.“  

   Wenn sie zur Miete auf dem Priwall Wohnen würden, dann wären er und seine Frau schon lange weg. Die Störenfriede, so ist auch er überzeugt, seien zu 99 Prozent BBT-Schüler.

   Zwischen den Parteien sitzt Eckhard Erdmann: Der Vorsitzende des Vereins der Priwallbewohner gibt zu: „Das Problem der Jugendlichen auf dem Priwall ist so alt wie die BBT auf dem Priwall ist. "

Es sei Fakt, dass die Schüler „einfach ein bisschen schnell“ fahren würden. Bei den Vorfällen handele es sich um pubertierendes Verhalten. „Es gibt immer mal schwarze Schafe, und die Aufsichtspflicht der BBT endet nun mal auf dem Schulgebiet. “

   Und genau dort, so schlägt Erdmann vor, könne „Wenn die Schüler nachts ins Internat kommen, könnten sie sich beim Pförtner melden, der das registriert.“

   Thomas Baehr schüttelt den Kopf. Alkoholkontrolle? Wir sind eine Schule,wir können nicht einmal ein Hausrecht geltend machen." Außerdem habe die BBT 100 Eingänge und vor allem: „Wir haben gar keinen Pförtner. "

   Die Situation auf dem Priwall scheint verhärtet. Trotz Vermittlungsbemühungen: Es fanden gemeinsame Beratungsrunden von BBT und Anwohnern statt, auch wenn die letzten Sitzungen unter anderem coronabedingt entfielen.

   Außerdem haben sich sowohl die BBT als auch die benachbarte Schleswig-Holsteinische Seemannsschule (SHS) beteiligt. Letztere plane im Sommer eine "größere Aufräumaktion, wie SHS-Leiter Joachim Thomsen mitteilt.

     Wie wird es weitergehen auf dem Priwall? Früher habe die BBT die Anwohner zu Führungen im Schulgebäude empfangen. Das könne sich Schulleiter Baehr gut vorstellen. Damals trank man Kaffee und redete miteinander. til