„Die Sache liegt seit Längerem bei unserem Bürgermeister, und eigentlich sollte auch ein Dienstplan für die drei Travemünder Taxibetreiber erarbeitet werden, aber man spürt bisher keine substanzielle Veränderung, wie mir berichtet wird“, sagt der Politiker. Dabei stehe mit dem baldigen Beginn der Saison die Nagelprobe quasi vor der Tür. Auch aus den Hotels sind die kritischen Stimmen nicht verstummt.
Aber ebenfalls tagsüber ist ebenso eine Mangelsituation im Ostseebad spürbar, sodass mitunter sehr lange Wartezeiten in Kauf genommen werden müssen, bis ein Travemünder Taxi endlich vorfährt. Davon berichten insbesondere die Arztpraxen im Ort.
Priwall: Kurzfristig gibt es kein Taxi
In einer besonderen Situation befinden sich die rund 1600 Priwallianer. „Wenn wir kurzfristig, also innerhalb einer Stunde oder zwei Stunden, ein Taxi möchten, bekommen wir in Travemünde kein einziges Fahrzeug“, berichtet stellvertretend Reinhard Antrich. Er ist seit dem Jahr 2016 Direktor der Seniorenwohnanlage Rosenhof mit rund 500 Bewohnerinnen und Bewohnern.
Reinhard Antrich, Chef des Rosenhofs, kooperiert inzwischen mit Lübecker Taxi-Unternehmen. Quelle: Thomas Krohn
„Die große Herausforderung ist stets die Trave mit der Fährüberfahrt, was natürlich für den Fahrer einen Zeitverlust bedeutet“, merkt er an. Er weiß aus Gesprächen im Haus, dass man mitunter nach einer abendlichen Feier im Maritim – aus Verzweiflung – schon auf Taxiunternehmer in Timmendorfer Strand zurückgegriffen habe.
Lübecker Taxen dürfen in Travemünde nicht stehen
„Wir als Rosenhof arbeiten mittlerweile mit Lübecker Taxi-Firmen eng und vertrauensvoll zusammen. Schließlich sind unsere Bewohnerinnen und Bewohner meist nicht sehr mobil, sodass sie den Tag über ein zuverlässiges Transportmittel für Arztbesuche et cetera benötigen“, fasst es der Rosenhof-Chef zusammen. Allerdings dürfen die „auswärtigen“ Taxen im Stadtteil selbst nicht stationiert sein; sie dürfen Fahrgäste aus Travemünde nur abholen.
Vor dem Travemünder Strandbahnhof warten Urlauber, die mit der Bahn ankommen, häufig vergeblich auf ein Taxi. Quelle: Lutz Roeßler
„Das ist ein echter Missstand. Natürlich besetzen wir unsere Autos Tag und Nacht“, sagt Liane Rüther (CDU). Die Taxi-Unternehmerin aus Kücknitz ist stellvertretende USO-Ausschussvorsitzende. „Die Travemünder Kolleginnen und Kollegen haben einfach ein massives Problem. Sie wollen quasi als Dreigestirn ihr eigenes Süppchen kochen, müssen sich aber als Teil der Lösung verstehen. Schließlich muss man der Pflicht auf Beförderung auch nachkommen“, betont sie.
Sie plädiert dafür, den Stadtteil daher unbedingt auch für alle 135 Taxibetreiber aus Lübeck zu öffnen. Bisher vergibt die Stadt Konzessionen entweder für das Lübecker Stadtgebiet ohne Travemünde oder nur für das Ostseebad. Für ihren Ausschuss-Kollegen André Marx (SPD) ist klar, dass Taxen als Teil des ÖPNV circa 2000 Pkw ersetzen und dass sich das Monopol in Travemünde dem Wettbewerb stellen müsse.
„Monopol in Travemünde muss sich Wettbewerb stellen“
Während Teresa Mahnke von der Funktaxenzentale Mahnke in Travemünde dafür keinen Bedarf sieht – weil „doch alles gut läuft“ –, zeigt sich Ralph Kaerger-Thofern, Lizenznehmer von Taxi Harms im Ostseebad, offen für dieses Vorhaben. Er weist darauf hin, dass die wirtschaftliche Seite einen manchmal dazu zwinge, nicht rund um die Uhr zur Verfügung stehen zu können.
Stadtsprecherin Nicole Dorel weist darauf hin, dass eine bisherige Evaluation nur einen geringen Bedarf in den Abend- und Nachtstunden offen gelegt habe. „Außerdem liegen dem Ordnungsamt selbst keine Beschwerden zu dieser Thematik vor“, so ihr Hinweis. Man sei aber weiter im Gespräch.
Rosenhof-Chef Reinhard Antrich wusste im Übrigen gar nicht, dass man sich beim Ordnungsamt wegen unzuverlässiger Taxi-Versorgung beschweren kann, und Ortsratsvorstand Gerd Schröder stellt nur nüchtern fest: „Die Leute hier werden immer saurer. Spätestens im Sommer muss es richtig laufen.“
Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.