× Was auf dem Priwall so passiert ...

Der-Priwall-waechst-und-waechst - LN 23.10.2016 -

7 Jahre 5 Monate her - 7 Jahre 5 Monate her #932 von Erdmann Eckhard
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Travemünde.
Badegäste merken es spätestens, wenn sie ein dringendes, menschliches Bedürfnis ereilt. Die Wege vom Priwallstrand zu einer der vier Toiletten hinter den Dünen wird immer länger. Satte 240 Meter müssen Sommerfrischler rennen, bis sie das WC im Dünenweg 15a erreicht haben, immer hin 180 Meter sind es bis zum Toilettenhäuschen im Waldweg 25a.
Die durchschnittliche Entfernung " zur rettenden Anlage beträgt 175 Meter, das hat der Kurbetrieb jetzt errechnet. Auf der Travemünder Seite sind es im Schnitt 40 Meter dort wird ja auch nicht breiter, ganz im Gegensatz zum Priwallstrand.

Der legt jedes Jahr zu. Matthias Braun ist seit Jahrzehnten auf dem Priwall unterwegs. Der Naturschützer und Geschäftsführer des Landschafts-pflegevereins Dummersdorfer Ufer kennt die Halbinsel wie seine Westen-tasche. „Der Strand wird jedes Jahr um fast einen Meter breiter", weiß Braun und er kann das auch erklären.
Der Sand komme sowohl von der Brodtener Steilküste als auch von der Mecklenburger Küste. Am Brodtener Ufer brechen regelmäßig durch hohe Wellen, harte Winter und Unterspülungen am Hang große Teile der Steilküste ab. Sand und Kies werden durch die Brandung aufgewirbelt und bei Nordostwinden in Richtung Travemündung getrieben.

„Das Material lagert sich zum Teil auch in der Fahrrinne ab“, weiß Hans-Wolfgang Wiese, Leiter der Hafenbehörde LPA, „durch die Schrauben der Schiffe wird es aufgewirbelt und zum Priwall getrieben." Wiese hat auch beobachtet, dass „der Strand auf der Travemünder Seite abnimmt - auf dem Übergang von Grünstrand zum Sandstrand.“ Dort werde das Mate-
rial durch die Kurverwaltung wieder aufgefüllt.

Ulrich Klempin, Vorsitzender des Vereins der Wochenendhausbesitzer, blickt auf mehrere Jahrzehnte auf dem Priwall zurück. Er schätzt, dass der Strand an einigen Stellen um zehn bis 20 Meter in den vergangenen Jahren zugelegt hat.

Wen man auch fragt, alle Experten sind sich einig, dass Brodtener Ufer und die mecklenburgische Steilküste gleichermaßen zum wachsenden Priwallstrand beitragen. Eine Untersuchung des Wasser- und Schifffahrtsamtes Lübeck im Auftrag des Bundesverkehrsministers kam 1953 zu der Erkenntnis, die die Fachleute bis heute vertreten: „Das Gebiet vor dem Priwall stellt somit die Ablagerungsfläche nicht nur für die von den mecklenburgischen Abbruchstrecken heranziehenden Sanddrifte dar, sondern auch für Sande, die vom Brodtener Ufer herwandern. ”Die Behörden sollten klären, ob die Abbrüche am Brodtener Ufer gestoppt werden sollten. Ergebnis: zu teuer und zu unberechenbar. Außerdem waren die Experten 1953 überzeugt: „Die früher gehegte Befürchtung, dass der Steiluferabbruch eine schädliche Wirkung auf die Traveeinfahrt ausübe, hat sich als jetzt nicht mehr berechtigt erwiesen.“ Das bestätigt Henning Dierken, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Lübeck: „Wir beobachten die Versandung der Fahrrinne durch regelmäßige Peilungen. Alle acht bis zehn Jahre nehmen wir eine Ausbaggerung vor. "
Das letzte Mal fräste sich der Bagger „Keto" vor sechs Jahren durch die Rinne. 2,3 Millionen Euro blätterte der Bund auf den Tisch, damit die Rinne 10,50 Meter tief bleibt.
Für den Jahreswechsel 2017/2018 wird eine neue Baggerung vorbereitet diesmal allerdings weiter in die Mündung hinein. An Land ergaben sich ganz andere Probleme.
Während die Retter der DRK-Wasserwacht noch vor etwa zehn Jahren den Strand vorn Hauptturm im Blick behalten konnten, ist der Abschnitt nun so breit, dass 2010 ein paar hundert Meter weiter vorn ein neuer Strand-Wachturm aufgestellt werden musste.

Wächst der Pnwallstrand etwa ewig weiter? „Wir haben darüber bisher keine Studien“, erklärt LPA-Chef Hans-Wolfgang Wiese.
Durch bauliche Eingriffe wie die Verlängerung von Molen könnten sich Strömungsverhältnisse der Ostsee verändern und neue Strandstrukturen schaffen, weiß WSA-Chef Dierken. Theoretisch könne der Strand immer weiter wachsen, meint Naturschützer Braun: „Die Travemünder Bucht füllt sich immer weiter auf. ” Die Fachleute aus den 1950er-Jahren gingen davon aus, dass im Laufe der Jahrhunderte der Sandeintrag durch die Brodtener Steilküste
nachlasse. Irgendwann, so lautete die damalige Schätzung, komme das Brodtener Ufer zur Ruhe. Das könne allerdings gut 2000 Jahre dauern.

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